Max fliegt.
von Sannah Wagner
„Mein Vater öffnet die Terrassentür und sofort summen ein paar Insekten ins Haus. Sonst ist es still. Es ist so still, dass man es mit der Angst zu tun bekommen könnte. Barfuß stehe ich auf den warmen Holzplanken der Terrasse und luge auf mein Handy: Nur Notrufe.“
Max Flieger, frisch gebackener Lehrer und ein sich treiben lassender Mid-Twen, soll im Sommer Haus und Hund seiner Eltern hüten. Der Aufenthalt, der eine Zwei-Wochen-Auszeit in der alten Heimat sein sollte, führt jedoch weiter über Kreta und New York und tiefer in Max Vergangenheit als es geplant war. Dabei steht das Wiedersehen von Max mit Jan und Maria ebenso im Mittelpunkt wie auch das Besiegen alter Dämonen.
Wenn ich den Inhalt an dieser Stelle mit wenigen Sätzen zusammenfasse, so ist das nicht als Hinweis auf Inhaltlosigkeit aufzufassen. Viel mehr ist es der Wunsch, nicht zu viel zu verraten. Tatsächlich ist es das Unerwartete, das diesem – in durchaus melancholischem Ton gehaltenen – Buch Schwung verleiht.
Entdeckt hatte ich den Roman „Am Ende schmeißen wir mit Gold“ von Fabian Hischmann auf der Empfehlungsliste von SPIEGEL ONLINE „Die 20 wichtigsten Romane des Frühjahrs 2014“. Schon beim ersten Reinlesen hatte es mich gepackt. Diese knappen unmittelbaren, im Präsens gehaltenen, schlichten Sätze, die immer wieder kleine oder auch große Abgründe fast beiläufig aufmachen, berühren.
„Ich denke, dass es seltsam ist, Angst davor zu haben, den Toten das Herz zu brechen, denn normalerweise brechen sie doch die Herzen der Lebenden.“
Fabian Hischmann hat mit seinem Debüt eine wunderbare, im besten Sinne kurzweilige, Geschichte über Freundschaft, Beziehungen und Familie und den, in unserer Zeit, immer mehr verschwimmenden Grenzen dieser Begriffe, geschrieben. „Am Ende schmeißen wir mit Gold“ ist ein Buch, das berührt, emotional ohne jede Schublade auskommt und dabei weder prätentiös noch gewollt wirkt – nur authentisch.
Der Autor
Fabian Hischmann, geboren 1983 in Donaueschingen, lebt in Berlin. Studierte Literatur und Kulturwissenschaften unter anderem in Leipzig. 2011 Bremer Autorenstipendium, 2013 Teilnehmer der Jürgen-Ponto-Werkstatt.
Das Buch
„Am Ende schmeißen wir mit Gold“ von Fabian Hischmann, 2014 im Berlin Verlag erschienen, 254 Seiten, gebunden, Preis 18,99 Euro, ISBN 978-3-8270-1148-0